Freitag, 26. November 2021

Ökomisanthrop - I Deny (2017)

 

Ökomisanthop - I Deny

Ökomisanthrop - I Deny
2017 | Death Black Metal
Kassette | Worship Tapes

1. Black Roots
2. May I Rot In The Woods
3. Poison The Heavens
4. Ökomisanthrop



Die Naturverbundenheit ist immer mal wieder Thema im Black Metal und seinen verwandten Subgenres. Im Death Metal fällt mir auf die Schnelle keine Band mit explizitem Naturbezug ein, schon gar nicht so direkt, plakativ und womöglich auch provozierend wie es im Falle von ÖKOMISANTHROP ist. Der Bandname ist in jedem Fall ungewöhnlich und wird sicherlich Aufmerksamkeit erregen. Es steckt Waheela dahinter, der mir bereits mit seinem Black-Metal-Projekt SIECHTUM über den Weg lief. Unter dem Banner ÖKOMISANTHROP haut er einem menschenverachtenden Death Metal um die Ohren.

Die Kassetten-EP „I Deny“ enthält vier ungeschliffene und ehrliche Death-Metal-Stücke mit einigen schwarzen Spitzen. Sie sind zwar schroff und roh, zugleich aber auch abwechslungsreich. Ein wenig erscheint mir Waheela ein Tiefstapler zu sein, so weist er im Faltblatt auf die unprofessionelle Produktion und das schlechte Equipment hin. Sicher, „I Deny“ ist keine teure und glatt geschliffene Hochglanzproduktion, aber so schlecht und dilettantisch, wie der Hinweis suggerieren möchte, ist „I Deny“ wahrhaftig nicht. Außerdem würde ich bei einer solchen Kassettenproduktion auch gar nichts anderes erwarten.

Angesichts der Tatsache dass Waheela alles alleine einspielte, empfinde ich „I Deny“ sehr komplett und gut gemacht. Jedenfalls gab und gibt zahllose Ein-Mann-Bands, die man sich besser nicht anhören sollte.

Wie auch immer. „I Deny“ ist scheppernder und angerauter Death Metal, der mich immer wieder an die 90iger erinnert. Die schleppende bis mittelschnelle Rhythmik, die tief tönenden Gitarren sowie das harmonische Gerüst deuten immer wieder auf jene Zeit hin. Die Instrumente kommen mit etwas Hall, die Becken zischeln und fauchen, die Trommeln poltern und stampfen und die Gitarren dröhnen mitunter übellaunig, ohne jedoch das harmonische Moment zu vernachlässigen. Auch wenn die Arrangements oft lärmen, gibt es immer wieder melodische, harmonische und atmosphärische Einschübe.

I Deny“ ist sicherlich unvollkommen. Doch für einfache und selbst gemachte Proberaumaufnahmen hören sich die vier Lieder verdammt gut an. Ich liebe solchen natürlichen Klang jedenfalls. Ich verbinde damit automatisch ein intensives Gefühl der Authentizität. Da ist es mir scheißegal, ob der Klang mal etwas undifferenziert ist, die Bässe zu sehr dröhnen oder sich ein Part etwas zu sehr in die Länge zieht. Es geht schlicht um das Gefühl. Und in dieser Hinsicht überzeugt Waheela mit ÖKOMISANTHROP. Wenn ich mir die EP anhöre, bekomme ich einfach unheimlich Bock in meinem Plattenschrank zu wühlen und nach Platten und Bands zu suchen, die ich ewig nicht mehr gehört habe.

Insofern: Feines Tape, limitiert auf 100 Kopien. Sollte man unbedingt unterstützen!

Diese Rezension erschien zuerst bei Hateful Metal. 

Freitag, 19. März 2021

December Wolves - 'Til Ten Years (1996)


 



December Wolves - 'Til Ten Years
1996 | Black Metal
CD | Hammerheart Productions

1. Ode To The Master Therion
2. The Night That I Died
3. Our Centuries Have Been Found
4. Lycanthropy: Yonder Through IceStorms
5. 'Til Ten Years
6. ...Whence The Clouds Cry
7. Outro


DECEMBER WOLVES aus Boston veröffentlichten während ihres Bestehens drei Alben. Im Gedächtnis geblieben sind sie, wenn überhaupt, aber mit den Alben #2 und #3 und nicht dem mir so wichtigen 1996er Debüt „'Til Ten Years“. Es lag wohl am radikalen Stilwechsel, den sie nach ihrem ersten Album vollzogen.

Schon damals war das Album irgendwie eine relativ kuriose Angelegenheit. Schließlich waren DECEMBER WOLVES eine US-amerikanische Band die skandinavisch beeinflussten Black Metal spielte und über einem Südkoreanischen Label veröffentlichte. Und das im Pre-Internet-Zeitalter. Damals gab es noch keine Webshops, keine Downloadportale oder Google als Suchmaschine. Es war noch die Zeit der Printmagazine, Kaufcompilations und Mundpropaganda.

Wie ich DECEMBER WOLVES seinerzeit entdeckte weiß ich leider nicht mehr. Allerdings weiß ich noch, wie beeindruckt ich war und welche Probleme ich 1998 hatte den Nachfolger „Completely Dehumanized“ zu bekommen. Wie gesagt, das Internet war gerade erst dabei sich zu entwickeln. Also suchte ich nach einer Emailadresse der Band und schrieb sie an, mit dem Wunsch das neue Album kaufen zu wollen, weil ich in Deutschland nirgends fündig wurde. Es kam eine recht knappe und nicht gerade freundliche Antwort mit dem Verweis zum Label. Das Label war in England ansässig und da es noch keine Webshops oder ähnliches gab und mir die Band keine CD schicken wollte oder konnte, habe ich das Teil nie bekommen. Irgendwann habe ich es mir dann halt runtergeladen.

Aber nun zum eigentlichen Thema. „'Til Ten Years“ war und ist ein viel zu wenig beachtetes Juwel einer damals noch sehr jungen (den Bildern im Booklet nach zu urteilen) Band. Das Album beinhaltete alles was der Black Metal für mich ausmachte. Es war melodisch und abwechslungsreich aber gleichzeitig auch fordernd und hart. Die durchschnittliche Liedlänge liegt zwischen sieben und acht Minuten. Nicht gerade kurz. Doch DECEMBER WOLVES wussten sich in Szene zu setzen und verschwendeten keine einzige Sekunde. Das Album enthält keine öden Längen, keine überflüssigen Ein- oder Überleitungen oder Lückenfüller. Alles hat Hand und Fuß. Alles ist bis ins kleinste Detail stimmig.

Dies machten sie bereits mit dem Opener „Ode To Master Therion“ deutlich, der ohne Intro auskommt. Man kommt schnell zur Sache und das Lied entwickelt sich rasch zu einer flotten, vielschichtigen Nummer in der hohe Tempi, Rhythmuswechsel, Keyboards, Härte, nordische Kälte und Grimmigkeit für eine spannungsreiche und dichte Atmosphäre sorgen.

Die langen Lieder wurden sehr facettenreich arrangiert, plumpes schablonenhaftes Aneinanderketten sich wiederholender Bausteine gibt es nicht, was für solch eine junge Band auf ihrem Erstling wahrlich bemerkenswert ist.

Gitarren, Schlagzeug und Gesang wurden extrem vielseitig komponiert und vorgetragen. Ständig wechseln sich melodische Gitarrenläufe, grimmige Kälte, Groll, variable Tempi und differenzierte Kreischgesänge miteinander ab, verschmelzen sich oder erschaffen Neues. Die Arrangements beinhalten zahlreiche aufbrechende Parts, in denen Akustikgitarren oder Keys aufflimmern. Akustikgitarre oder Keyboard wurden allerdings überaus bewusst und dezent verwendet, was ihren ureigentlichen Charakter außerordentlich unterstreicht.

Mitunter geht es sehr melodisch zu, andererseits schwingt unterschwellig stets Bedingungslosigkeit und Brachialgewalt mit. Filigrane Vielschichtigkeit verschmilzt mit epischer Melodik zu einem Monolithen klanggewordener Wut. Es gibt im Metal nicht viele Alben, auf denen Melodik und Härte so gut miteinander harmonieren.

Für mich ist „'Til Ten Years“ ein extrem wichtiges und viel zu unbekanntes Album. Diese Debüt steht skandinavischer Szenegrößen und Altstars in nichts nach. Die CD gibt es beispielsweise gebraucht über Discogs zu kaufen, allerdings liegen die Preise aktuell zwischen 15 und 30 Euro. Für eine gebrauchte CD nicht wenig.

Freitag, 19. Februar 2021

Horizon's Opening - ...To Face The Eternal Night

Horizon‘s Opening - ...To Face The Eternal Night

Horizon‘s Opening - ...To Face The Eternal Night

1999 | Black Metal
Kassette | Eigenproduktion


A1. Ode an das Grauen

A2. Envite min muot

B1. Mein einst gesehenes Land

B2. ...To Face The Eternal Night




Es ist kaum zu glauben, aber eines meiner ewigen Black-Metal-Favoriten habe ich zufällig über die einst, in sogenannten und selbsternannten elitären Untergrundkreisen, überaus verhasste Plattform Ebay gefunden. Irgendjemand bot dort die mir unbekannte Demokassette „...To Face The Eternal Night“ von HORIZON‘S OPENING für kleines Geld an. Ich weiß nicht mehr wie das Tape beschrieben wurde, oder wonach ich suchte. Es war purer Zufall.

Selten, vielleicht sogar nie, hat mich einen Kauf so nachhaltig geprägt und begleitet. „...To Face The Eternal Night“ ist für mich der perfekte Black Metal. Die Demokassette verkörpert und vereint alles was ich an dieser Musik und diesem Lebensgefühl je liebte und schätzte.

Die Demokassette hat einen, einer kleinen eigenständigen Demoproduktion überaus angemessenen Klang. Jede Note, jeder Saitenanschlag, jedes Trommelgeräusch und jeder Hauch ins Mikro versprüht für mich für all das, was ich mir jemals wagte von Black Metal zu erhoffen. HORIZON‘S OPENING waren Söhne ihrer Zeit, veröffentlichten 1995 ihre erste Demo „Im Angesichte der Ewigkeit“ und 1999 die zweite und letzte Demo „...To Face The Eternal Night“. Ihr Black Metal steht ganz im Geiste des Black Metals der 90iger.

Die Kassette tönt etwas rauschend aber eben analog und organisch. Ich liebe es, wie Gesang, Saiten und Schlagzeug scheppern, tosen und beben. Die vier Lieder des Tapes klingen in jeder Sekunde nach absoluter und bedingungsloser Hingabe, Ehrlichkeit und Authentizität.

HORIZON‘S OPENING spielten stark melodisch gelagerten Black Metal, der trotz harmoniebedachter Gitarrenläufe rau, schroff und harsch ist. Die Tempi schreiten weitgehend schleppend bis mittelschnell voran, wobei es aber auch hier und da rasende Einschübe gibt. HORIZON‘S OPENING verstanden es perfekt düster, grimmig und hochgradig eindringlich und gleichzeitig hart und brachial zu klingen. Ob aller Melodik und atmosphärischer Elemente ist „...To Face The Eternal Night“ energisch, unerbittlich und streng. Es ist eben unverkennbar Black Metal der 90iger.

Bis heute ist diese Demo einer meiner heiligsten Schätze. Und auch heute noch vermag mir die Musik beim Hören einen wohligen Gänsehautschauer zu bereiten, so sehr berührt sie mich.

Samstag, 2. Mai 2020

Vulpecula - Fons Immortalis

Vulpecula – Fons Immortalis
1997 | Death
Black Metal, Ambient
CD, Vinyl | Merciless Records

1. Astride The Darklands
2. Fons Immortalis
3. Down Among Them
4. Phoenix Of The Creation
5. The First Point Of Aries
6. Seven Layers Of Light


Als „Fons Immortalis“ 1997 erschien, gab es das Internet noch nicht so wie wir es heute kennen und selbstverständlich nutzen. Entweder verließ man sich auf Rezensionen in Printmagazinen, Empfehlungen durch Bekannte oder auf das eigene Bauchgefühl. Ich weiß noch, dass ich mich im Falle von VULPECULA auf die Lobpreisungen von Merciless Records verließ. An den Text kann ich mich natürlich nicht erinnern, aber er weckte definitiv mein Interesse.

Bereut habe ich den Blindkauf nie. Im Gegenteil: VULPECULA, insbesondere die zwei ersten E
Ps, sind für mich bis heute eine Ausnahmeband, an der ich mich nicht satt hören kann. Es stimmt für mich einfach alles. Der Klang, die Rhythmen, die Melodien, die Stimmungen und Atmosphäre, der Gesang, es ist für meine Ansprüche und Bedürfnisse alles perfekt!

Gegründet wurde VULPECULA unter anderem vom Gitarristen Chuck Keller, der mit seinen anderen beiden Hauptbands ORDER FROM CHAOS und ARES KINGDOM eine große Anhängerschaft aufbauen konnte. Ein annähernd ähnlicher Erfolg war VULPECULA hingegen nie beschieden. Die Band veröffentlichte auch nur drei EPs, von der die letzte auch noch posthum sieben Jahre nach Bandauflösung erschien.

„Fons Immortalis“ ist für mich die beste und rundeste Veröffentlichung. Es ist eine leicht angeraute und stets düstere Mischung aus schleppendem Death und Black Metal, der durch einen erdig-kehligen Gesang sowie melodische, teils episch-sphärische Riffs getragen wird und sich thematisch mit dem Universum befasst. Am Anfang und in der Mitte der EP gibt es ein- bzw. überleitende Ambientpassagen, welche mir ausnahmsweise schon 1997 außerordentlich gefielen.

Das Zusammenspiel von schepperndem, peitschendem und polterndem Schlagzeug mit Gesang und den erstklassigen und unverwechselbaren Keller-Riffs kreieren einen gänzlich einzigartigen Klang. Ich liebe das ausgiebige Beckenspiel,
es zischt und scheppert herrlich und setzt einen knackigen Kontrast zum tief dröhnenden Saitenspiel und kehligen Gesang. „Fons Immortalis“ ist roh, schroff, harsch aber gleichzeitig auch stets melodisch und atmosphärisch. Ich habe nur äußert selten eine so perfekte Balance zwischen Härte, Hässlichkeit und Gefühl und Melodik gehört.

Fons Immortalis“ ist auch nach dreiundzwanzig Jahren eine unbeschreiblich grandiose Scheibe, die ich jedem ans Herz legen möchte der düstere Melodik und eine schwere und raue Atmosphäre zu schätzen weiß. Günstig an das Teil ranzukommen ist nicht einfach, bei Discogs geht es gerade erst bei rund 15 Euro los.

Freitag, 17. August 2018

Marla & David Celia – Daydreamers

Marla & David Celia - Daydreamers
Marla & David Celia - Daydreamers
2018 | Singer Songwriter, Folk
Vinyl, CD, Digital | eliterecords

„Daydreamers“ ist das erste gemeinsame Studioalbum von Marla & David Celia, die sich auf einem Konzert in Marlas Heimatstadt Heidelberg kennenlernten. Die Zusammenkunft ist einem Zufall oder unglücklichem Umstand geschuldet, seitdem sind beide unzertrennlich. Sie spielten gemeinsam zahllose Konzerte in Europa, Kanada und Russland, er produzierte ihr Album „Madawaska Valley“. Schließlich entstand das gemeinsame Debütalbum in einem Vorort von Toronto und in der transsibirischen Eisenbahn während einer ausgedehnten Russlandtournee.

Die elf Lieder kann man als eine Art musikalisches Reisetagebuch verstehen. Sie sind der ideale Soundtrack eines Roadmovie. Die Arrangements sind komplett unaufgeregt und erinnern mich mit ihrer zarten Melodik und zerbrechlichen Intimität an Lagerfeuerromantik. Einfach die Akustikgitarre auspacken und mitsingen.

Marla & David Celia legen mit „Daydreamers“ ein Album hin, welches im digitalen Leistungszeitalter wie ein Anachronismus wirkt. Jedenfalls wirken die Arrangements auf mich, die sich irgendwo zwischen Folk, Americana, Country und Singer Songwriter hin und her bewegen, entschleunigend und wie ein Balsam auf meine vom Alltag geschundene Seele.

Obwohl die Zwei mit ihrer Musik nicht wirklich meinen musikalischen Geschmack treffen, kann ich nichts Kritikwürdiges in ihr finden. Marla & David Celia spielen absolut liebenswürdige Musik, der man sich eigentlich nur als tauber Totalverweigerer entziehen kann. Marla & David Celia sind authentisch, sie können beide Singen, haben zauberhafte Stimmen und sind ebenso gute Gitarrenspieler.

Freitag, 18. Mai 2018

Tusmørke - Fjernsyn I Farver

Tusmørke - Fjernsyn I Farver
Tusmørke - Fjernsyn I Farver
2018 | Progressive Folk Rock
Vinyl, CD, Digital | Karisma Records

1. Fjernsyn I Farver
2. Kniven I Kurven
3. Borgerlig Tussmørke
4. 3001
5. Death Czar
6. Tøyens Hemmelighet


Ich muss gestehen, dass ich die Besprechung von „Fjernsyn I Farver“ von TUSMØRKE auf die lange Bank schob als ich las, dass es sich hierbei um Progressive Folk Rock handeln würde. Prog Rock für sich allein ist für mich bereits immer sehr schwierig und Folk Rock war für mich viele Jahre lang ein rotes Tuch. Jetzt kommt beides zusammen, wie schrecklich, so mein Gedanke, was für ein Graus. Als ich mir „Fjernsyn I Farver“ dann das erste Mal anhörte, wurde ich jedoch überrascht.

„Fjernsyn I Farver“, was Farbfernsehen übersetzt heißt, ist das sechste Album und zog mich schon nach wenigen Sekunden in seinen Bann. Das Album beginnt mit dem Titellied, welches mich am Anfang ganz kurz ob seiner Melodik, Rhythmik und norwegischen Sprache ein wenig an den norwegische (Folk) Black Metal erinnert*.

Recht schnell präsentieren TUSMØRKE ihre Qualitäten. Die relativ langen Lieder sind überaus vielfältig, wendungsreich und es ist eine unüberschaubare Anzahl an Instrumenten zu hören. Vor allem die große Zahl an Tasteninstrumenten ist atemberaubend. Es kamen verschiedene Keyboards, Pianos und Orgeln analoger und digitaler Bauweise zum Einsatz. Im Zusammenspiel mit den Flöten und dem Bass entstand eine dynamische und streckenweise sonderbare Musik, die mal mehr Folk Rock, mal mehr Progressive Rock ist.

Besonders gut gefallen mir die folkigen Arrangements, weil TUSMØRKE komplett auf Kitsch und plakative Effekthascherei verzichteten. Stellenweise nehme ich sogar die eine und andere düstere Note, überaus subtil im bunten Treiben versteckt, wahr. Gleichzeitig ist die Musik aber auch mit einer Freude und guten Laune beglückt worden, die mich an einen Zirkus oder Jahrmarkt denken lässt.

Letztlich ist „Fjernsyn I Farver“ überragend, ganz einfach deshalb, weil es TUSMØRKE gelang, mich Kostverächter zu überzeugen. Ich liebe die Melodien, welche hin und wieder eigensinnig sind und fast ins Disharmonische gleiten, die überraschenden Breaks und die grandiose Instrumentierung. Die Musik ist gewiss komplex, aber niemals anstrengend, so wie ich es oft im Prog Rock erleben musste. Das Album macht Spaß und es deckt musikalisch und stimmungstechnisch eine unbeschreiblich breite und gleichermaßen unterhaltsame Palette ab. „Fjernsyn I Farver“ ist laut und energetisch, folkig und progressiv, aber auch leise sowie gefühlvolle Arrangements haben ihren Platz.


* Mit Black Metal hat die Musik von TUSMØRKE natürlich rein gar nichts zu tun, allerdings bin ich mit dem norwegischen Black Metal der Neunziger groß geworden. Viele Bands griffen (und viele tun es noch heute) auf spezielle Melodien und Instrumente des Folk Rocks zurück, was ich eben hier stellenweise wiederfinde und das mich an die Bands von einst erinnert. Aus jener Zeit rührt auch meine Abneigung gegenüber Folk Rock und Folk Metal, weil mir die meisten Bands viel zu übertrieben, plakativ und fröhlich daher kamen.

Mittwoch, 2. Mai 2018

Caudal - Fight Cry Fight

Caudal - Fight Cry Fight
Caudal - Fight Cry Fight
2018 | Instrumental Rock, Drone
Kassette, Digital | Katuktu Collective

1. Intro
2. Well, I Suppose
3. Divisible
4. Slope
5. Flourish
6. Low Red
7. Sunwashed
8. The Blue Meds
9. Duelo
10. Outro
(nur auf Kassette)

Aidan Baker – Gitarre
Felipe Salazar – Schlagzeug
Gareth Sweeney – Bass

Mit ihrem neuen Album „Fight Cry Fight“ gelang es den drei Trancepunkern doch glatt, mich zu überraschen. Das neue Album ist kleinteiliger, und damit auch dynamischer geworden. Während CAUDAL bisher auf lange Lieder setzten und eine Veröffentlichung maximal vier Stücke aufwies, kommt „Fight Cry Fight“ mit neun (digital) bzw. zehn (Kassette) Arrangements.


Das Trio ist sich zwar treu geblieben, jedoch ohne im Stillstand zu verharren. Im Vordergrund stehen nach wie vor ruhige Instrumentalarrangements, allerdings gibt es im Detail die eine und andere Variation oder Neuerung, die das neue Album von vorherigen Veröffentlichungen ein wenig unterscheidbar macht. Immer wieder mal sind Synthesizer- oder Keyboards begleitend zu hören. Deren sphärische Harmonien lockern das Ganze luftig auf und verleihen der Musik eine besondere Note. Der Einsatz ist zwar kein Novum, doch in der hier vorliegenden Prägung durchaus eine Neuerung, die sich übrigens hervorragend in die Orchestrierung aus Gitarre, Bass und Schlagzeug einfügt.


Aber auch der eine und andere flott gespielte Part sorgt für Kontrastierung und Dynamik. In „Duele“, welches am Ende des Albums zu hören ist, wird es für CAUDALs Verhältnisse antreibend schnell und auch laut. Es ist ein energisches und aufrüttelndes, in Teilen regelrecht lärmendes Arrangement, zumal der davor liegende Track doch ziemlich zurückhaltend und entspannend war. Das sind dann solche Momente und Kontraste, für die ich CAUDAL liebe. Da stehen drei Musiker mit drei unterschiedlichen Instrumenten, und sie spielen einfach nur Instrumentalmusik. Die Voraussetzungen sind denkbar minimalistisch. Trotzdem sind sie in der Lage so unbeschreiblich vielfältige und emotionale Musik zu kreieren, dass ich Gänsehaut bekomme. Das finde ich immer wieder faszinierend, das hat für mich eine ganz besondere Magie.


Mit dem Lied „Slope“ gibt es auf „Fight Cry Fight“ einen alten Bekannten, denn das Lied befindet sich auch auf der EP „slope/land“. Allerdings ist es dort doppelt so lang und die neu eingespielte Version klingt differenzierter und klarer, was neue Aspekte offenbart. „Slope“ fügt sich so jedenfalls perfekt ins Album ein und fällt kaum als ‚Wiederholung‘ auf.


Fight Cry Fight“ ist ein tolles und besonderes Album. Es ist vielfältig und fantastisch arrangiert. Jedes einzelne Instrument kommt herrlich zur Geltung, die Melodien sind traumhaft und auch das atmosphärische Gesamtmoment wurde fein komponiert. „Fight Cry Fight“ ist anders, und doch auch nicht. Wirklich etwas Neues haben CAUDAL nicht gemacht. Schnellere Arrangements, laute Parts oder elektronische Klänge gab es auch schon früher. Doch die Kleinteiligkeit und die daraus resultierende Dynamik, sowie die damit einhergehende gefühlte Wahrnehmung sind anders und neu. Für mich ist es definitiv ein überragendes Album in einer außergewöhnlichen Diskographie.